11/09/2006

Die Vergütungen von Führungsinstanzen börsenkotierter Aktiengesellschaften sind für deren Aktionärinnen und Aktionäre ein Thema, das immer wieder Anlass zu Besorgnis gibt. Nach verschiedenen Exzessen bei den Vergütungen schweizerischer Unternehmen hat Ethos als langfristig orientierter Anleger beschlossen, die Vergütungen der leitenden Personen der hundert grössten börsenkotierten Unternehmen der Schweiz eingehend zu analysieren.

Die Studie umfasst drei sich ergänzende Teile. Der erste Teil behandelt die Lohnpolitik aus dem Blickwinkel der internationalen Best Practice. Er beschäftigt sich mit der Transparenz der Vergütungen, der Struktur der Lohnpolitik sowie den Zuständigkeiten bezüglich der Lohnpolitik.

Der zweite Teil untersucht die aktuellen Vergütungen des Jahres 2005 auf dem Schweizer Markt. Die Analyse umfasst drei Kapitel: Im ersten wird der Stand der Schweizer Unternehmen bezüglich Transparenz der Vergütungen untersucht. Das zweite behandelt die Struktur der Vergütungen. Dabei liegt das Schwergewicht auf der Zusammensetzung, der Höhe und dem Zuwachs der Vergütungen sowie auf dem Zusammenhang zwischen Vergütung und Leistung. Das dritte Kapitel analysiert die Zuständigkeiten bezüglich der Lohnpolitik. Hier interessiert vor allem, ob der Verwaltungsrat einen Vergütungsausschuss gebildet hat und wie dieser zusammengesetzt ist.

Der dritte Teil zieht eine Bilanz der aktuellen Situation in der Schweiz. In diesem Teil formuliert Ethos als langfristiger institutioneller Anleger seine Erwartungen an die grössten Unternehmen, damit diese auch im Bereich der Vergütungen die internationale Best Practice einhalten können.

Die wichtigsten Ergebnisse

  • Transparenz der Vergütungen: Die meisten der untersuchten Unternehmen stellen nicht mehr Informationen zur Verfügung, als das von der Corporate-Governance-Richtlinie (RLCG) der Schweizer Börse verlangte Minimum. Das erreichte Niveau an Transparenz liegt unter den internationalen Standards und reicht nicht aus, damit sich die Aktionärinnen und Aktionäre in genügender Kenntnis der Sachverhalte zur Lohnpolitik äussern können.

Ethos fordert die Unternehmen auf, die Transparenz weiter zu verbessern und sich in der Publikation von Informationen von dem von der RLCG vorgesehenen Minimum zu lösen.

  • Die Analyse der Vergütungsstruktur zeigt, dass die Höhe der Vergütungen stark von der Grösse der Unternehmen abhängt. Die durchschnittliche Entschädigung der Verwaltungsratsmitglieder mit exekutiver Funktion und der Mitglieder der Geschäftsleitung der hundert untersuchten Unternehmen beläuft sich auf 2,2 Millionen CHF pro Person und Jahr. Die durchschnittliche Vergütung der nichtexekutiven Verwaltungsratsmitglieder beträgt 230'000 CHF pro Person.

Ethos fordert die Unternehmen auf, die internationalen Best-Practice-Regeln anzuwenden und insbesondere die Leistungsabhängigkeit der Vergütungen zu verstärken, damit die Interessen der Aktionäre und der Unternehmensleitung besser in Einklang gebracht werden können.

  • In der Schweiz werden die Vergütungen des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung vom Verwaltungsrat selbst festgelegt und genehmigt.

Ethos erwartet, dass sich die Generalversammlung mit einer konsultativen Abstimmung über die Lohnpolitik für Führungsinstanzen kotierter Gesellschaften äussern kann. Diese Praxis wird von der OECD empfohlen und kommt in mehreren europäischen Ländern wie Grossbritannien, den Niederlanden und Schweden bereits zur Anwendung.

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Vergütung