05/31/2021

Zwei Wochen vor der Abstimmung über die Totalrevision des CO2-Gesetzes veröffentlicht die Ethos Stiftung einen Bericht über die Auswirkungen von Klimarisiken auf die Anlagen der Vorsorgeinstitutionen und damit auf die zukünftigen Renten ihrer Versicherten. Es gibt zwar Möglichkeiten, Pensionskassen bei der Bewältigung dieser Risiken zu unterstützen, aber ein gesetzlicher Rahmen ist notwendiger denn je, um Anreize zu setzen und damit nachhaltiges und verantwortungsvolles Investieren zu fördern. Aus diesem Grund befürwortet die Ethos Stiftung die Gesetzesrevision. Am 10. Juni findet ausserdem eine für alle am Thema Interessierten zugängliche Online-Konferenz statt, an der diese Fragen diskutiert werden.

Der Klimawandel ist eine Bedrohung für alle. Die Schweizer Pensionskassen, deren gesetzliche Aufgabe es ist, stabile Erträge für ihre Versicherten zu erwirtschaften, bilden da keine Ausnahme, wie ein heute veröffentlichter Bericht der Ethos Stiftung zeigt. Wenn die Vorsorgeinstitutionen in Zukunft sichere Renten garantieren wollen, müssen ihre Kapitalanlagen in Unternehmen und Immobilien unter Berücksichtigung der klimatischen Herausforderungen erfolgen und durch gesetzliche Massnahmen begleitet werden.

Link zum Bericht auf Deutsch

 

Alle Wirtschaftsbereiche sind vom Klimawandel betroffen 

Die im Bereich der fossilen Energieträger tätige Industrie gehört nach wie vor zu den grössten langfristigen finanziellen Risiken für Vorsorgeinstitutionen, zumal die Internationale Energieagentur (IEA) die Öl- und Gasunternehmen gerade darauf hingewiesen hat, dass die Erschliessung neuer Vorkommen zu stoppen sei, um eine Chance zu haben, die globale Erwärmung auf +1,5°C zu begrenzen. Mittlerweile sind jedoch alle Branchen betroffen, von der Automobil- und Luftfahrtindustrie bis hin zum Finanzwesen und Baugewerbe. Der Klimawandel stellt nicht nur ein physisches Risiko für die Vermögenswerte von Unternehmen dar, sondern auch ein rechtliches und regulatorisches Risiko sowie ein Geschäftsrisiko, da Unternehmen aufgrund der Entwicklung neuer, weniger umweltbelastender und immer effizienterer Technologien den Anschluss verpassen können. Dazu kommen noch die Risiken von «stranded assets», sogenannten nicht amortisierbaren Investitionen, das heisst jenen Vermögenswerten, die vor Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer keine positiven Erträge mehr abwerfen.

Experten wie Carbon Tracker schätzen, dass derzeit ungefähr ein Viertel des Aktienmarktes und fast die Hälfte des Obligationenmarktes in irgendeiner Weise mit fossilen Energieträgern verbunden und daher von Risiken, die durch den Klimawandel bedingt werden, bedroht sind. Bei der Grössenordnung der Schweizer Vorsorgeinstitutionen, die Vermögenswerte in der Höhe von mehr als CHF 1'000 Milliarden verwalten - ein Drittel davon in Aktien und ein Drittel in Obligationen - könnte dies ein Risiko von potenziell mehr als CHF 200 Milliarden bedeuten, was einen Teil der zukünftigen Renten gefährden könnte.

Es gibt zwar Lösungen, die es den Pensionskassen ermöglichen, diese Klimarisiken bestmöglich zu berücksichtigen und in den Griff zu bekommen, sei es durch den Aktionärsdialog oder durch die vollständige Desinvestition aus den exponiertesten und änderungsunwilligsten Industriesektoren. Dennoch ist die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens unerlässlich, um nachhaltiges und verantwortungsvolles Investieren zu fördern. Die Revision des CO2-Gesetzes stellt in dieser Hinsicht einen wesentlichen Schritt dar, der es ermöglicht, den wirtschaftlichen Wandel zu beschleunigen und die Renten der 2. Säule besser zu schützen.

Ein pragmatisches und anreizbasiertes Gesetz 

Der Klimafonds wird den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigen und trägt damit zur Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Wirtschaft bei. Er finanziert klimafreundliche Infrastrukturen, zum Beispiel Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Nachtzüge, kann Unternehmen bei der Finanzierung von Innovationen unterstützen und setzt die Programme zur Gebäudesanierung und zum Ersatz von Ölheizungen durch Heizsysteme, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, fort. Das neue Gesetz setzt Anreize für Unternehmen, die bereit sind, in Klimaschutzmassnahmen zu investieren, indem es sie von der CO2-Abgabe befreit, wobei die CO2-Reduktionen mittels eines strengen Monitorings gemessen werden. Schliesslich sollen die Finanzmarktaufsicht (FINMA) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Klimarisiken von Finanzinstituten bewerten und sicherstellen, dass die Finanzströme mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens vereinbar sind. 

Die Ethos Stiftung ist überzeugt, dass diese Massnahmen einen notwendigen und längst überfälligen minimalen Beitrag zur Erhaltung der Produktivität der Wirtschaft und zum langfristigen Schutz des investierten Deckungskapitals darstellen. Deshalb empfiehlt Ethos ihren Mitgliedern nachdrücklich, die Annahme des CO2-Gesetzes zu unterstützen. 

All diese Fragen werden am Donnerstag, den 10. Juni, ab 13.30 Uhr an einer von der Ethos Stiftung im Anschluss an ihre Generalversammlung 2021 organisierten Referatsrunde mit Podiumsdiskussion diskutiert. Die Referatsrunde bringt eine Reihe von Schweizer und internationalen Experten zusammen und zielt darauf ab, das Bewusstsein der Investoren für Klimarisiken zu schärfen, wirksame Mittel und Wege aufzuzeigen, wie Klimarisiken berücksichtigt werden können und darauf zu reagieren ist, und schliesslich die politische Antwort der Schweiz und ihre Folgen für Investoren darzulegen. Die Veranstaltung richtet sich in erster Linie an Vertreter von Pensionskassen, ist aber offen für alle an diesem Thema Interessierten. 

Vollständiges Programm

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